Weltwährungssystem: Das Bretton-Woods-System hatte von Anfang an 3 strukturelle Probleme.

Die Werthaltigkeit des Dollar als Ankerwährung musste dadurch gesichert sein, dass die Notenbanken der teilnehmenden Staaten gegenüber der FED das Recht hatten, Dollars
zu tauschen.

BildUmtauschkurs von 35 $/Feinunze Gold: Die tatsächliche Eintauschmöglichkeit hing damit von der Goldreserven Menge der FED ab! 1948 hatte die FED Goldreserven im Wert von USD 25 Mrd. (71 % der Weltgoldreserven), denen kurzfristige Auslandsschulden von USD 18,6 Mrd. gegenüberstanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten allerdings fast alle Bretton-Woods-Staaten einen großen Nachholbedarf an Investitions- und Konsumgütern, so dass sie lieber Dollarbestände anhäuften als Dollars in Gold zu tauschen. Aufgrund der ständigen Handelsbilanzdefizite der USA stieg die Auslandsverschuldung allerdings immer weiter an. 1961 verfügte die FED noch über 44 % der Weltgoldreserven, aber die kurzfristig fälligen Auslandsschulden lagen bereits um USD 1 Mrd. höher als der Wert der Goldreserven. Bis 1971 sanken die US-Goldreserven auf USD 12 Mrd. Die Zentralbanken der anderen Bretton-Woods-Staaten verfügten 1971 über Dollarreserven von mehr als USD 50 Mrd. Das System konnte aber nur noch so lange funktionieren, wie die Bretton-Woods-Staaten bereit waren, hohe Dollarreserven zu halten und sie nicht in Gold einzutauschen!

2. Fehlende Flexibilität: Das Bretton-Woods-System war ein Regime fester Wechselkurse mit dem Dollar als Ankerwährung. Dies bedeutete, dass sich die Geldpolitik der Vereinigten Staaten nicht nur in den USA, sondern auf alle Bretton-Woods-Staaten auswirkte, denn die anderen Bretton-Woods-Staaten mussten den festen Wechselkurs zwischen ihrer Währung und dem Dollar aufrechterhalten. Gegen Ende der 1960er Jahre verfolgten die USA aufgrund des Vietnamkrieges und einer wirtschaftlichen Schwächephase eine expansive Geldpolitik. Die anderen Bretton-Woods-Staaten wollten hingegen aufgrund ihrer individuellen wirtschaftlichen Lage eine restriktive Geldpolitik umsetzen. Diese Staaten mussten aber gemäß der Satzung von Bretton Woods US-Dollar aufkaufen und damit ihre Geldmenge ausweiten (anstatt sie zurückzuführen)! Die USA kümmerten sich wenig um die Befindlichkeiten und die wirtschaftliche Situation der Partnerländer! Der damalige US-Finanzminister und ehemalige Gouverneur von Texas, John Connally (er saß beim Attentat auf John F. Kennedy vor diesem und wurde beim Attentat schwer verletzt) brachte diese Haltung mit seinem berühmten Ausspruch: ,Der Dollar ist unsere Währung, aber er ist Euer Problem!‘ auf den Punkt. Dies führte 3. zu wachsenden Ungleichgewichten und offener Opposition innerhalb des Systems. Anfang der 1970er Jahre begann dann auch die Finanzwirtschaft gegen den Dollar zu spekulieren. Die Bretton-Woods-Staaten gaben die Verteidigung des festen Wechselkurses auf, weil sie nicht immer höhere Dollarbestände anhäufen wollten. Ökonomen um Milton Friedman, dem grossen Monetaristen, hatten da bereits längere Zeit offen einen Übergang zu flexiblen Wechselkursen und damit für ein Ende des Bretton-Woods-Systems propagiert!‘, so Stefan Kühn.

Der Schock des 15. August
,Am Abend des 15. August erklärte Nixon dann in knappen Worten, dass in einer Frist von 90 Tagen die Fixierung von Löhnen und Preisen im Inland erfolgen, sowie die Verhängung eines Einfuhrzolls von 10% auf Importwaren effektiv wird. Die größte Auswirkung hatte allerdings die Aufhebung der Dollar-Konvertierbarkeit in Gold durch die Schließung des ,Gold-Fensters‘ bei der amerikanischen Zentralbank FED. Dies war das symbolische und faktische Ende des Bretton-Woods-Systems fester Wechselkurse. Beide Ereignisse werden sowohl getrennt als auch gemeinsam als „Nixon-Schock“ bezeichnet, da sie ohne Absprachen mit anderen Nationen ausschließlich vom Weißen Hausbeschlossen und verkündet wurden!‘, fasst Stefan Kühn die Ereignisse zusammen.

Nixon umarmt den Keynesianismus und die wissenschaftliche Lehre unterstützt ihn dabei! -, Wir sind nun alle Keynesianer! – Das ist eine Gefahr, wenn in der Hand von Politikern!

Eine weitere Geisteshaltung, die wir Nixon verdanken, ist der mittlerweile permanente Einsatz keynesianischer Maßnahmen – spätestens seit der Finanzkrise von 2008/09 ist dieser Einsatz allseits akzeptiert! Vielsagend ist hier Nixons Ausspruch: ,Wir (= die Politiker) sind nun alle Keynesianer!‘ (,We are all Keynesians now!‘). Die Politik hat den Keynesianismus als permanente Beglückung der Wähler entdeckt! Das Resultat sind steigende (zum Teil ausufernde) Budgetdefizite und in den letzten Jahren auch explodierende Bilanzen der Zentralbanken. Aufgrund dieser permanenten Stimulierungsmassnahmen, z.B. der Anleihenaufkäufe der EZB in den letzten 10 Jahren, ist deren Bilanzsumme seit anfangs 1999 von EUR 1 Bio. auf aktuell EUR 8 Bio. gestiegen. Das Wachstum dieser Bilanzsumme hat mittlerweile eine exponentielle Form angenommen!

Unterstützt wurde diese Strategie in der Politik auch durch Entwicklungen in der wissenschaftlichen Theorie. Ein Beispiel ist der Neo-Keynesianismus. Diese volkswirtschaftliche Theorie beruht zum Teil auf Ideen von John Maynard Keynes, zum Teil auf neoklassischer Theorie, ist also der Versuch einer Synthese! Als Antwort auf die (nicht gerechtfertigte) Kritik an einem – meines Erachtens falsch verstandenen – Keynesianismus und als Reaktion auf die Erfahrungen der Wirtschaftskrise der 1970er Jahre entwickelte sich diese Theorie in den 1980er Jahren. Keynes hatte das Niveau von Produktion und Beschäftigung in einer Volkswirtschaft aus der Höhe der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage erklärt und daraus den Schluss gezogen, dass eine zu hohe Arbeitslosigkeit nur konjunkturell oder längerfristig durch staatliche Beeinflussung der Nachfrage beseitigt werden könne. Damit lehnte er die aus der neoklassischen Lehre herrührende Theorie ab, dass man Arbeitslosigkeit durch Lohnsenkung bekämpfen können. Keynes argumentierte (im 19. Kapitel seiner „General Theory“ von 1936), dass Lohnsenkungen zwar über die Kostenseite positive Effekte auf die Beschäftigung auslösten, diese aber durch die nachteiligen Effekte auf der Nachfrageseite konterkariert würde! Sprich: durch Lohnsenkungen wird die Kaufkraft der Konsumenten ja abgeschöpft!
Daraus leiten sich die traditionellen keynesianischen Maßnahmen fiskal- und geldpolitischer Art ab:
1. Förderung der privaten Nachfrage durch Steuersenkungen und Investitionszuschüsse, 2. Erhöhte kreditfinanzierte Staatsausgaben (deficit spending), z. B. durch öffentliche Großprojekte (Straßenbau u. a.), 3. Zinssenkungen zur Anregung der privaten Investitionen und das Gegenteil dieser drei Maßnahmen bei rascher Expansion der wirtschaftlichen Aktivität.
Die Probleme dieser aktiven Fiskal- und Geldpolitik liegen dabei allerdings auf der Hand: 1. die aktive Konjunktursteuerung erfordert den rechtzeitigen und richtig dosierten Einsatz der Maßnahmen, zumal diese nicht auf der Stelle, sondern nur mit Verzögerung wirken. Volkswirtschaften und das Verhalten des einzelnen Konsumenten sind dabei aber zu komplex und kaum vorherzubestimmen! So legen die Konsumenten in unsicheren Zeiten die staatlichen Zuschüsse auf ihr Sparkonto und geben diese nicht aus, wie eigentlich vom Staat geplant! Sie müssen also zum Konsum ,gezwungen‘ werden! … z.B. durch Negativzinsen – Sie erkennen die Richtung der heute applizierten Strategien!
2. Bei der Fiskalpolitik fällt es den Regierungen und Parlamenten schwer, Budgetdefizite, die sie in der Rezession in Kauf genommen haben, nach Anspringen der Konjunktur durch Budgetüberschüsse wieder auszugleichen, sodass der Schuldenstand wieder zurückgeführt wird. Dies war allerdings eine zentrale Forderung von Keynes, der seine Rezepte immer nur als vorübergehende Maßnahmen sah zur Behebung außerordentlicher Umstände, z.B. der Großen Depression in den USA. Diese Forderung wird in der Praxis also nicht erfüllt. Folgeprobleme sind dann steigende, investitionshemmende Zinsen und inflationäre Tendenzen! Das ist auch, was wir im heutigen Umfeld befürchten!
Erhöhte Löhne führen zunächst unmittelbar zu erhöhten Lohnkosten, die bei gleichbleibenden Preisen die Gewinnspanne der Unternehmen verringern. Vorausgesetzt, dass die steigenden Lohnkosten von den Unternehmen auf die Endverbraucherpreise aufgeschlagen werden können (möglich etwa durch eine mächtige Marktstellung des Unternehmens die Preissteigerungen erlaubt), kann es zu einer erhöhten Inflation (Lohn-Preis-Spirale) kommen!‘, stellt Stefan Kühn fest. Noch weiter geht die sog. Moderne Monetäre Theorie (MMT). Diese argumentiert, dass keine Krise so tief ist, dass sie nicht durch ,Geldschöpfung‘ (im Sinne von fiskal- und geldpolitischen Massnahmen) des Staates und Steuerreduzierung überwunden werden könne. Fundamental ist dabei die Ansicht, dass der Staat als Monopolist über die Währung seine Ausgaben nicht „finanziert“, sondern der Schöpfer der Währung ist. Seine Ausgaben sind es, die den privaten Sektor (Haushalte und Unternehmen) erst in die Lage versetzen, ihre Steuern zu zahlen.

Der US-amerikanische Ökonom Paul Krugman kritisiert die Modern Monetary Theory deshalb auch als „Rezept für sehr hohe Inflation, vielleicht sogar Hyperinflation“, sobald die Situation der „Liquiditätsfalle“ (in der keynesianischen Theorie ist dies die Situation, wenn der Konsument das von der Notenbank angebotene Geld nicht annimmt resp. nicht annehmen kann, weil er nicht kreditwürdig ist! Die Überwindung der Liquiditätsfalle bedingt deshalb aktive Einflussnahme der Politik!) nicht mehr vorliegt: Eine ständig steigende Geldmenge führt, so Krugman, zu einer massiven, d. h. jedenfalls, überproportionalen Verringerung der Nachfrage nach dieser Währung, letztlich sogar zur Zerstörung dieser Währung!‘ Der nüchterne Beobachter kommt also meines Erachtens nicht umhin, Besorgnis zu haben, ob dieser ungezügelten Verschuldungsorgie! Die Märkte brauchen immer höhere Dosen des süßen Gifts ,Verschuldung‘, so dass ein ,Entzug‘ bittere Folgen haben wird resp. durch immer mehr ,süßes Gift‘ kuriert werden muss! Aber irgendwann ist auch hier das ,Ende der Leiter‘ erreicht!

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Stefan Kühn ist Ökonom; er befasst sich seit einigen Jahren mit den volkswirtschaftlichen Veränderungen und der Interdependenz der Märkte sowie der politischen Einflussnahme in Bezug auf Unternehmen, Gesellschaft und den Geldmarkt. Er vertritt die These, dass es sich bei makroökonomischen keynesianischen und neu-keynesianischen Modellen meistens um vollständig interdependente ökonomische Systeme handelt, die nicht rekursiv, sondern nur simultan gelöst werden können. Dabei betrachtet er nicht allein rein wissenschaftliche Methoden, sondern bezieht seine Erkenntnisse aus seiner langjährigen Tätigkeit als Unternehmer und Consultant des Managements überwiegend börsennotierter Unternehmen wie der Autark Entertainment Beteiligungsholding AG, Musical & More AG, Autark Entertainment AG, u.a.

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